Nachlese 2008

Oktober

den Weg zu meinem Atelier erhellt mir der Vollmond. Ein Wolkenring umgibt ihn wie der Rahmen eines offenen Fensters die dahinter liegende Landschaft. La Luna, la lune, die Mondin, das weibliche  Prinzip unserer Natur.

Mallorcareise

Auf der Terrasse des Hotels auf Mallorca, zu Beginn des Oktobermonats: 7:30 Uhr, das tägliche Qigong beginnt. Die Sonne hat den Kamm der Hügel noch nicht erreicht und färbt den wolkenlosen Osthimmel von unten her orange. Im Süden und Westen ist es noch dunkel. Ein großer Vollmond steht hell am Himmel, die Morgenluft ist still und weich und warm. Wir „stehen wie eine Kiefer“ des Südens, von ihnen umgeben, im Energiestrom zwischen aufgehender Sonne und Vollmond und sind ganz erfüllt von diesem Ereignis. Yin zu Yin, Yang zu Yang. Stille. Unvergesslich.

Die folgende Stunde ist, wie jeden Morgen, der Punkte- und Meridianmassage und einigen Bildern des „Wudangshan Shiba Fa“ gewidmet. Dann Frühstück und Aufbruch zur Tageswanderung. Einsame Buchten, felsiger rauher Strand, von hoch über den Klippen bis steil hinunter zum Meer und schweißtreibende Aufstiege. Ein paar verlassene Häuser zwischen Pinien, Rosmarin und Aloen, von der ehemaligen Terrasse über der Steilküste dehnt sich der Blick weit über das offene Meer. Nahrung für unsere Vision, hier Wurzeln zu schlagen. Auf der einsamen Insel Dragonera mit ihren zahmen Minidrachen: Lehnst du dich hier an eine Mauer, erklettern sie deinen Körper, lecken das Salz von deiner Haut und beißen ein bisschen. Im Licht der sinkenden Sonne, die das Meer mit Silber, später mit Gold überflutet, endlich die Füße hoch auf das Mäuerchen der kleinen Bar, die T-shirts auf der Haut trocknen lassen, Saft trinken und nach Stunden körperlicher Bewegung in tiefe Ruhe sinken. Zum Abendessen ein bisschen einheimischen Wein genießen, zusammen sein nach diesem und jedem wunderbaren Tag, ruhiges „Xian Tian Qigong“ vor der Nacht. Herrliche Zeit. Zum Seitenanfang

Meditationstag

Unser Meditationstag zur Wandlungsphase Herbst beginnt mit der Einweihung eines weiteren Meditationsraumes. Das Zimmer der Äbtissinnen im ehemaligen Zisterzienserinnenkloster Rosenthal, ein quadratischer kreuzgratgewölbter Raum über der Brunnenkapelle mit einer restaurierten Christusdarstellung des 14.Jh. strahlt die beruhigende, zentrierende Atmosphäre historischer sakraler Gebäude aus.

Der Raum erhält den Namen Qiangwei Gu für „Wilde Rosen Tal“. Im 20 Meter langen Flur des ehemaligen Dormatoriums bemühen wir uns um die richtige Körperhaltung, das innere Sinken mit dem Atem, das korrekte Ankern und Loslassen mit Pfeil und Bogen. Einer nach dem anderen. Wir danken Gisa. Zum Seitenanfang

Chinesische Apotheke

Seit zwei Tagen bin ich aus Hongkong zurück. Wie manches Andere hier sind auch chinesische Apotheken noch Neuland für mich. Hinter sich bewegenden Menschenmassen öffnet sich unscheinbar eine Allerweltsstraßenfront, die bunte Päckchen ausstellt, Tigerbalsam, Vic vaporup, Aloe vera ... und das Eigentliche, in dem nichts mehr bekannt aussieht, in der Tiefe des Raumes verbirgt. Raumhoch und wandbreit große Gläser mit wundersamem Inhalt, ob hölzern oder knöchern, ob Frucht oder Insekt, frage ich mich, große und kleine Stücke von Etwas, fest, pulvrig, aufgerolltes Schnuriges, fein geschichtetes Bröseliges ... lange möchte ich hier schauen, fragen. Aber ich will ja kaufen. Meister Chung hatte mir in den zurück liegenden Jahren erste Einblicke in die chinesische Kalligrafie und die Selbstmassage von Meridianen und Punkten gewährt. Nun folgten erste Belehrungen über Techniken der Tuina mit praktischem Üben und chinesische Kräutermedizin. Zum Lernen gehört: „Gehe in eine chinesische Apotheke und kaufe ein.“ Die Liste mit Chungs chinesischen Zeichen und den deutschen Erläuterungen seiner Frau dient in erster Linie als Kommunikationsmittel. Aus meiner großen roten Tasche mit aufgedrucktem Doppeltem Glück und Drachen und Phönix duftet es ätherisch, als ich von Eindrücken und Gerüchen leicht benebelt, mit einem „Zaijian“ die Apotheke verlasse. „Zaijian“ schickt mir der Apotheker hinterher, und „ thank you, come again“.

Hier hatte sich ein großes Tor vor meinen Augen einen Spalt weit geöffnet und einen kurzen Blick freigegeben in eine unbekannte Welt ungeahnten Ausmaßes. Ich bin froh und dankbar.

Heute Morgen signalisiert mir das, was ich draußen vor dem Fenster sehe: Schütze deinen Körper in diesen Breiten ab sofort vor dem Han Qi. Ich setze die Kapuze auf, halte die Füße warm. Wie angenehm, sich ab jetzt zurück ziehen zu können. Zum Seitenanfang

Trainingsroutine und neue Pläne

„Mach deine Pläne fürs Jahr im Frühling und die für den Tag frühmorgens“ so lautet ein Sprichwort aus China. Also machen wir unsere Pläne früh genug.

Im November und Dezember soll endlich wieder ein ununterbrochenes Training und kontinuierliche gemeinsame Meditation  stattfinden. Die Meditation mit Bogenübung können wir im neu eingeweihten Qiangwei Gu im Kloster Rosenthal durchführen, ohne anschließende Bogenübung meditieren wir im Yin Long Shan Dao im Atelier am Weierhof. Zu den üblichen Zeiten: Montags 16:00 Uhr Taijiquan, mittwochs 18:30 Uhr Meditation, donnerstags 10:00 Uhr Qigong. Ein Einstieg ist auch für Anfänger jederzeit möglich.

Bis der neue Flyer erscheint, das wird spätestens Anfang Dezember geschehen, soviel im voraus: 1. Für Januar ist wieder ein Malwochenende geplant. Das Thema ist noch nicht fixiert, wird aber nicht „Zeichnen“ sein. Im Flyer folgt Genaueres.  2. In der letzten Februarwoche reisen wir wieder nach Mallorca, zum Ende der Mandelblüte, den Bäumen voller leuchtender Orangen und Zitronen, den blühenden Wiesen, mit Qigong intensiv und Wandern und ... Wenn Dein Neugierde geweckt ist und Du mit uns reisen willst, vielleicht Fragen hast, melde Dich bitte sehr bald und vorerst ganz unverbindlich.

Nun wartet auf meinem Schreibtisch einige Arbeit. Vieles, was ich ganz in Ruhe lernen will, manches werde ich lernen müssen. Angefangenes weiter  bringen, einen Teil davon auch beenden, das wäre gut. Und Neues ist geplant. Der Kreis ist geschlossen, wir bewegen uns mit ihm, manchmal nahe am Zentrum, manchmal nahe an der Peripherie und dann kommen wir ins Schleudern. Das Tao hilft uns, wieder in Richtung Mitte zu gelangen.

„Wenn du wahrhaftig bist, so hast du im Herzen Gelingen, und was du tust, hat Erfolg.“ Zum Seitenanfang